Foltos

Foltos war eine Jägerin, eine leidenschaftliche Verfolgerin von Hühnern, mit einem Funkeln in den Augen, das nie zu erlöschen schien. Doch eines Tages entschied ihr erstes Zuhause, dass sie nicht mehr bleiben konnte. Vielleicht war ihr Jagdtrieb zu wild, vielleicht passte sie nicht mehr in die Welt ihrer alten Familie. So wurde Foltos abgegeben – ein Abschied, der sie zunächst in Unsicherheit stürzte. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause landete sie bei einer Pflegestelle, einem Ort, der nur eine Zwischenstation sein sollte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

In dieser Pflegestelle traf Foltos auf Katrin und ihre Familie – Menschen, die Foltos’ unbändige Energie nicht nur verstanden, sondern liebten. Katrin selbst war eine Jägerin, allerdings eher eine, die in der Küche nach Snacks suchte, als im Wald nach Wild. Was als vorübergehende Lösung begann, wurde unerwartet zu einem dauerhaften Zuhause. Foltos hatte endlich ihren Platz gefunden. Die Familie nahm sie mit offenen Armen auf, und sie dankte es ihnen auf ihre eigene, unverwechselbare Weise: mit überschwänglichen Kuschelattacken, treuen Blicken und einem ständigen Anhimmeln, das selbst die härtesten Tage erhellte.

Die Jahre vergingen, und Foltos jagte weiter – nicht mehr nur Hühner, sondern das Leben selbst. Sie rannte über Felder, schnüffelte im Gras und hielt Katrin bei ihren Küchenabenteuern Gesellschaft, immer in der Hoffnung, dass ein Snack für sie abfiel. Doch der Zahn der Zeit nagte an ihr. Geboren im Jahr 2006, wurde Foltos älter, ihre Schritte langsamer, ihre Sprünge weniger hoch. Der Jagdtrieb, der sie einst definiert hatte, wich allmählich einer ruhigen Zufriedenheit. Bis zum Abbau ihrer körperlichen Fähigkeiten ließ sie ihre Leidenschaft nie ganz los, doch sie fand Freude in neuen Dingen: im Liegen neben Katrin, im sanften Streicheln ihrer Hände, im gemeinsamen Schweigen.

Nun, im Jahr 2025, spürt Foltos, dass ihre finale Reise näher rückt. Ihre Augen sind trüber geworden, ihre Ohren hören nicht mehr jedes Rascheln – oder das verlockende Klappern von Katrins Snack-Schublade. Doch in ihrem Herzen brennt noch immer die Liebe zu ihrer Familie. Katrin sitzt oft bei ihr, erzählt ihr von all den Jahren, die sie miteinander geteilt haben – von den wilden Jagdtagen, den lustigen Momenten, den stillen Abenden. Foltos hebt den Kopf, als wolle sie sagen: „Ich bin noch hier. Ich liebe euch noch immer.“

Die Traurigkeit liegt in der Luft, denn der Abschied wird kommen. Aber da ist auch Hoffnung – Hoffnung in der Gewissheit, dass Foltos ein Leben voller Liebe geführt hat. Sie hat eine Familie gefunden, die sie so nahm, wie sie war, und die sie bis zum letzten Atemzug begleiten wird – vielleicht mit einem letzten Snack in der Hand. Ihre Geschichte ist keine von Verlust allein, sondern eine von Treue, Freude und einem Zuhause, das sie sich selbst nie hätte träumen lassen.