Leo

LEO
Vier Jahre an unserer Seite, für immer in unseren Herzen ❤️

„Die Traurigkeit über den Verlust einer Katze zeigt, wie tief die Bindung zwischen Mensch und Tier sein
kann.“

Im Juni 2020 entdeckte ich in unserem Garten, unter einer Lilie, ein schlafendes Kätzchen. Ein besonders schönes Tier, getigert, mit perfekter Fellzeichnung und weißem Kinn. Als er erwachte, schaute ich in zwei bernsteinfarbene Augen. Er war sehr zutraulich und schnurrte laut. In den nächsten Tagen und Wochen war er immer wieder da und machte es sich gemütlich im Garten, so, als ob er Zuhause gewesen wäre.
Unsere Gesellschaft und die gemeinsame Zeit im Garten gefiel ihm sehr, und so blieb er den Sommer über. Wenn wir von der Arbeit kamen, lag er auf dem Gartentisch und eilte schnell herbei um uns zu begrüßen.
Eine Recherche ergab, dass er bereits zwei Vorbesitzer hatte. Von mir bekam das Katerchen, vormals Kitty, einen neuen Namen und wurde zu Leo Löwenherz. Dieser Name passte gut zu ihm und er hörte schnell darauf.
Zum Herbst hin machte Leo sich auf den Weg, um rauszufinden, wo genau wir wohnten. Fortan saß er vor der Haustür und ließ über seine Absichten keine Zweifel aufkommen. Es wurde Winter und Leo arbeitete weiter emsig daran, Einlass zu erhalten. Ganz sicher spürte er, dass sein neues Frauchen nicht lange widerstehen kann und seine Beharrlichkeit trug in der Tat alsbald Früchte.
Anfang November - zu tiefsten Corona Zeiten - durfte Leo, zunächst tagsüber, in die Wohnung kommen. Bereits beim ersten Mal spazierte er wie selbstverständlich ins Wohnzimmer und ließ sich gemütlich auf seinem Platz nieder, ohne jede Scheu, als wäre er nie woanders gewesen. Ich war oft im Homeoffice und genoss seine Gesellschaft sehr. Am 24. Dezember ist Leo dann endgültig bei uns eingezogen und durfte von da an nach Belieben, Tag und Nacht bleiben oder gehen.
In seinem ersten Zuhause hatte Leo viele Jahre lang ein Leben als Wohnungskatze geführt.
Die Wandlung zu einem Freigänger vollzog er erstaunlich schnell. Er wollte bei uns wohnen, wollte aber auch raus. Einmal Frischluft geschnuppert, forderte er regelmäßig, mit aller Deutlichkeit seinen Freigang ein. Er sang in verschiedenen Tönen, kratzte an der Tür oder spielte mit dem Schlüssel bis man nachgab.
Im Sommer entwickelte er sich zum Streuner, während er im Winter die behagliche Wärme der Wohnung sehr zu schätzen wußte und tagsüber gern Zuhause blieb.
Draußen erkundete er sein Revier, lief die Straße auf und ab und manchmal besuchte er die Mädchen in der Nachbarschaft, worüber sie sich sehr freuten. Gelegentlich war er unvorsichtig auf der Straße und so wurde er im letzten Jahr, eines Nachts von einem Auto erfasst. Zum Glück war er nicht schwer verletzt. Er musste operiert werden und verbrachte eine Nacht in der Tierklinik.
Um ihm das Leben draußen zu erleichtern und zu unserer Beruhigung bauten wir ihm eine Hütte, die er dankbar annahm und sich oft dorthin zurückzog. Zu den Mahlzeiten kam er meist pünktlich nach Hause und auch wenn er gerufen wurde, war er schnell an Ort und Stelle, wie ein kleiner Hund.
Leo Löwenherz war ein Vollblut Freigänger. Ganz nach katzenart jagte und fraß er Mäuse, kletterte auf Bäume und auch mancher Vogel war nicht vor ihm sicher. Er hatte einen sehr ausgeprägten Spieltrieb und es war ein Vergnügen ihm beim Toben zuzuschauen oder seiner Aufforderung zu folgen und einfach wieder das Kind in sich zu entdecken, sich auf den Boden zu wälzen und mitzuspielen. Wenn ich abends auf dem Sofa eingenickt bin, hatte er den Schalk im Nacken. Er maltretierte seinen Kratzbaum und von seinem Sitz dort oben sah er mich schlafen. Es dauerte nicht lange, da schlich er sich an und plötzlich hatte ich Pfoten im Gesicht, die mich zum Aufwachen und Spielen animiert haben.
So hat uns Leo sehr oft zum Lachen gebracht.
Prinz Leopold hatte sein Personal sehr gut im Griff. Bald drehte sich alles um ihn und die Tagesabläufe und Urlaubspläne wurden angepasst. Es wurden verschiedene Katzenbetten und ein. Kratzbaum angeschafft. Wir haben Schlafplätze errichtet und Decken besorgt, denn er mochte es sehr, zugedeckt zu werden. Eine besondere Vorliebe hatte er für runde Höhleneingänge, runde Körbchen und für Decken in Brauntönen. Er bekam das beste Futter und wurde verwöhnt.
Mit der Zeit fasste Leo mehr und mehr Vertrauen in seine neuen Menschen. Er kam aufs Sofa kuscheln und hat manchmal, ein paar Stunden in unserem Bett geschlafen.
Vor Starkregen, Gewitter und Feuerwerk hatte er große Angst und hat dann Schutz bei Herrchen gesucht. Er ließ sich jederzeit von mir auf den Arm nehmen und tragen und ich habe es geliebt ihn zu halten und sein weiches Fell zu spüren.
Anfangs war Leo sehr auf mich fixiert. Sobald ich das Wohnzimmer verlassen habe, wachte er auf und folgte mir in die Küche oder in den Keller. Gingen wir Spazieren oder Radfahren, mussten wir aufpassen, damit er uns nicht nachläuft. Abends kam er mit ins Schlafzimmer und schlief auf dem Boden, vor dem Bett.
Obwohl wir kein Haustier wollten, hat Leo es geschafft, sich auf leisen Pfoten in unser Leben zu
schleichen und landete mitten in unseren Herzen. Wir haben durch ihn gelernt wie es ist, als Paar für ein kleines Wesen Sorge zu tragen und haben ihn dabei sehr lieb gewonnen. Es war eine, für uns neue Art von Liebe, die wir bis dahin nicht kannten.
Mit seinen schönen gelben Augen schaute Leo oft tief in meine Seele. Dann hatte ich das Gefühl, dass ich komplett durchschaut und trotz aller meiner Unzulänglichkeiten bedingungslos geliebt werde.
Viele Ängste und Sorgen um ihn habe ich durchgestanden und innere Kämpfe ausgefochten. Oft habe ich mich gefragt, ob er glücklich ist, und war geängstigt durch die Vorstellung, es könnte ihm nicht gutgehen.
Leo war von Anfang an kränkelig und wir gingen oft zum Tierarzt. Es wurde vermutet, dass er schon älter sein könnte, ein kleiner Katzenopa. Da er aber noch recht fit war, war es schwer, das zu glauben.
In letzter Zeit konnte man jedoch beobachten, dass er immer weiter abbaute und nur noch schlecht fraß. Sein einst kraftvolles Schnurren wurde immer leiser und man musste genau hinhören um es
wahrzunehmen.
Bald wurde Leo sehr müde... Voller Angst und Sorgen ahnte ich, dass wir vielleicht bald Abschied nehmen müssen. Als die Zeit gekommen ist, erfuhren wir, dass unser Leo sehr krank war.
Mit schwerem Herzen haben wir uns von ihm verabschiedet, als Ausdruck unserer tiefen Liebe zu ihm.
Am 26. August wurde er in der Tierklinik Duisburg erlöst; eine Entscheidung, die richtig war und sich dennoch so falsch anfühlt.
Wir waren dabei als unser Leo für immer eingeschlafen ist. Ich habe ihn gehalten und gestreichelt.
Obwohl wir wissen, dass Haustiere uns nur für eine bestimmte Zeit begleiten... ein schwerer Gang für
diejenigen, die zurückbleiben.
Leo war eine ganz besondere, sensible kleine Seele. Er war zu allen lieb und hat fremden Menschen
auf der Straße seine Zuneigung geschenkt. Sie freuten sich über seine Schmuseeinheiten und haben ihn gerne gekrault. Er war ein liebes Haustier und ein treuer Freund und für manche sogar eine Therapiekatze.
Uns hat er viele fröhliche Momente und eine besondere Lebendigkeit gebracht und hat uns gelehrt,
mehr im Hier und Jetzt zu sein. Wir sind dankbar, dass er uns als seine Familie ausgesucht hat und für alles was wir durch ihn gelernt haben. Die Zeit mit ihm und die Erfahrungen, die wir gemacht haben,
haben unser Leben bereichert. Auch über uns selbst haben wir viel gelernt. Wir haben versucht ihm ein
schönes und sicheres Zuhause zu schenken, damit er sich wohlfühlen konnte.
Das Herz sieht nicht, ob zwei oder vier Beine. Das Herz liebt einfach.
Die Zeit mit Leo war kurz, aber intensiv und ohne ihn hat sich eine seltsame Leere im Haus ausgebreitet. Die Vorgänge zu seiner Versorgung sind im Laufe der Jahre zur Gewohnheit geworden und sind immer noch fest verankert. Er fehlt uns sehr und es wird dauern, bis wir uns an die neuen Abläufe ohne ihn gewöhnen werden.
Die Liebe zu dieser besonderen, kleinen Seele, die uns ein Stück begleitet hat, wird bleiben und wir
hoffen, dass wir uns am Ende unseres Weges einmal wiedersehen werden. Bis dahin tragen wir seine Spuren, in dankbarer Erinnerung, in unseren Herzen.