Tiffany

Zum zweiten Todestag

Tiffany
geboren 20.03.1991
gegangen 25.12.2010

Ohne dich
Bald sind es zwei Jahre her seit unserer Trennung.
Damals begannen die letzten gemeinsamen Tage. Noch immer sehe ich diese schlimme Zeit deutlichst vor mir, durchlebe deine letzten Stunden, Minuten hier bei mir. Das ist unfair, denn ich sollte dankbar sein für den weit längeren, glücklichen Weg davor. Nur, es gelingt nicht...
Wir sind weit gegangen wir zwei.
Schon in den ersten Minuten, als sich unsere Lebenswege kreuzten, wußte ich: in diesem weißen Kobold lebt eine außergewöhnliche Seele. Ich habe mich nicht geirrt an jenem sonnenwarmen Sonntagmorgen in Brüssel. Du warst die wunderbarste Begegnung in meinem Hiersein.
Durch wieviel unzählige Wälder und Landschaften sind wir gezogen, du bis ins hohe Alter, dann langsam, aber stets bereit für Abenteuer. Wieviel Stunden verbrachten wir tobend, badend und träumend dort, wo das Meer das Land berührt? Immer auf der Reise, immer auf der Suche, sind wir durch halb Europa gedriftet, du als stolze, begeisterte Copilotin. Du und deine Autos...
Du warst mein Glück, mein Licht. Und das wußtest du genau, bist geblieben solange du nur konntest. Sogar die schwere Entscheidung nahmst du mir ab, schliefst ein im Schlaf, in meinen Armen, zu hause. Eisigkalt war die Nacht, als ich mit dir, bis zu den Augen dicht eingekuschelt auf meinem Arm, eine letzte Runde unter einem unglaublichen Sternenhimmel drehte. Du hast es registriert, geschnuppelt und sogar die Augen geöffnet. Es schneite leise und unaufhörlich damals.
Seit du fort bist, so leise wie du einst in mein Leben getreten warst, seitdem ist diese abgrundtiefe Leere, Einsamkeit da. Fast zwanzig Jahre rund um die Uhr zusammen, nicht einen Tag getrennt- das prägt tiefe Furchen.
Es ist nicht wahr, das mit der Zeit alles leichter wird.
Zeit ist nicht real. Zeit ist nur eine Illusion.
Jetzt fahre ich fort, dorthin, wo sich Menschen -nach vierzehn Jahren- an uns erinnerten, sogar an deinen Namen, wie ich im Frühjahr zu meinem Erstaunen und mit tiefer Rührung erfahren durfte. Unseren geliebten, ruhigen Strand gibt es unverändert. Und unseren kleinen Rio, unseren Castillo mit dem vielenGrün und den dich so faszinierenden Ruinen und Kraxelmöglichkeiten. Und den riesigen Fels am Meer, wo du sogern hinauf bist mit mir, um von dort die Welt tief unter dir zu beobachten. In den Jahren dort hast du deine Tapsen tiefer eingedrückt, als man es einem kleinen Hund zutrauen möchte.
Dorthin fahre ich wieder, verlasse für eine Weile unsere Wiese unterm Storchennest. Ich halte es hier in der Finsternis mit den Erinnerungen nicht aus. Natürlich fahre ich wie stets mit unserem T4, du wirst in Gedanken neben mir auf dem Beifahrersitz sein, wie früher, meine kleine Weltenbummlerin.
Du bist tief in meinem Herzen, mein Hundemädchen. Dein Papa

Ich werde in die Tannen gehen,
dahin wo ich sie zuletzt gesehen.
Doch der Abend wirft ein Tuch aufs Land
und auf die Wege hinterm Waldesrand.
Und der Wald er steht so schwarz und leer.
Weh mir, oh weh.
Und die Vögel singen nicht mehr.
Auf den Ästen in den Gräben
ist es nun still und ohne Leben.
Und das atmen fällt mir ach so schwer.
Ohne dich.
Ohne dich kann ich nicht sein.
Ohne dich.
Ohne dich zähl ich die Stunden ohne dich.
Mit dir standen die Sekunden.
Sie lohnen nicht ohne dich.
-rammstein-

ps. nun endlich mit Foto/im Sommer 2010